Chinesischer Elektroflitzer mit Smart-Ambitionen

Mit dem Baojun E100 zeigt der chinesische Ableger von GM, dass Fernost wohl zu einem Vorreiter der Elektromobilität werden könnte.

22. August 2017

Einer der wichtigsten Gründe, sich gegen ein Elektroauto zu entscheiden, ist immer noch der Preis. Einen neuen Nissan Leaf bekommt man ab 23.000 Euro. Ein vergleichbarer Micra mit Verbrennungsmotor kostet nur knapp die Hälfte. Das erste wirklich günstige Elektroauto soll jetzt ausgerechnet vom amerikanischen Autobauer GM kommen. Das kleine Elektroauto trägt den Namen Baojun E100 und leiht sich, wie für den chinesischen Markt typisch, Designelemente von anderen, international bekannten Modellen.

Der Baojun E100 wäre gerne ein Smart

Die Ähnlichkeit zum Smart ist kaum zu übersehen.Die Ähnlichkeit zum Smart ist kaum zu übersehen.

Auf den ersten Blick könnte der Baojun E100 auch ein Verwandter des Smart sein. Diese Marke hat mit dem Smart fortwo electric drive ein eigenes Elektroauto im Programm und verkauft seine Fahrzeuge mit großem Erfolg in der ganzen Welt. Da liegt die Vermutung nah, dass man sich bei der chinesischen Sparte von General Motors ganz bewusst bei Smart bedient hat, um die Verkaufszahlen ein wenig zu verbessern. Sieht man etwas genauer hin, werden die Unterschiede aber klar: Der E100 ist kleiner als der Smart und kommt innen wie außen sehr modern daher. Besonders clever ist der Innenraum gestaltet: Das Armaturenbrett, wenn man es denn so nennen kann, sitzt sehr tief und bietet so viel Platz und eine gute Rundumsicht. Obwohl man in einem Schuhkarton sitzt, wirkt der Baojun E100 von innen geräumig.

Erstaunlich geräumig: Der Innenraum des E100.Erstaunlich geräumig: Der Innenraum des E100.

Mal wieder ein Stadtauto

Die Fahrleistungen können zwar nicht wirklich beeindrucken, sind aber auch keine Stimmungskiller: Der kleine Chinese schafft mit einer Akkuladung 150 Kilometer, die 29 PS beschleunigen den E100 auf bis zu 100 km/h. Nach etwas über 7 Stunden ist der Akku wieder voll. Besonders beeindruckend: der Wendekreis ist nur 3,70 Meter groß.

Der Baojun E100 soll den Smog bekämpfen

Der Baojun E100 soll ein sehr spezifisches Problem lösen: Die Luft in chinesischen Großstädten ist extrem schlecht. Ein brauner Nebel liegt an vielen Tagen über Peking und Shanghai, die Einwohner klagen über Atemprobleme und mittlerweile fordert die Luftverschmutzung sogar Todesopfer. Lokal emissionsfreie Autos machen hier also Sinn. Lange Fahrten über Land sind, wie bei den meisten Elektroautos, aber nicht drin.

Baojun E100: Elektroauto zum Fahrradpreis

Wer jetzt über die mangelhafte Qualität von Produkten aus chinesischer Produktion klagt, dem sei gesagt: Selbst in der Grundausstattung verfügt der Baojun e100 über einen eigenen W-Lan Zugang. Das wirklich Beeindruckende aber ist der Preis: In China kostet das Miniauto nach Regierungssubventionen umgerechnet noch 4500 Euro. Zum Vergleich: Hierzulande kostet ein Renault Twizy, 80PS, 100km Reichweite, keine Fenster, ca. 6000 Euro.

Wie ein 'echtes' Auto kommt auch der E100 mit Traktionskontrolle, Klimaanlage und vielem mehr.Wie ein ‘echtes’ Auto kommt auch der E100 mit Traktionskontrolle, Klimaanlage und vielem mehr.

Eine Markteinführung in Europa ist momentan nicht geplant, und ein Nachziehen deutscher Autobauer ist wohl ebenfalls nicht in Sicht. Was Elektroautos angeht, hinken wir immer noch vielen anderen Industrienationen hinterher.