Rausch der Geschwindigkeit: Speed-Könige zeigen, was mit E-Motoren möglich ist

Um die Popularität von Elektrofahrzeugen voranzutreiben, arbeiten die Ingenieure der großen Automobilhersteller vornehmlich daran, die Reichweite von E-Autos zu vergrößern. Einigen Exoten ist das egal – sie wollen zeigen, wie viel Power im Elektromotor steckt und duellieren sich munter um den Titel des schnellstes Elektroauto der Welt. Wir stellen drei der PS-Monster mit abenteuerlichen Leistungsdaten vor.

09. Juni 2017
Rausch der Geschwindigkeit: Speed-Könige zeigen, was mit E-Motoren möglich ist

Toroidion 1 MW: der Highspeed-Champion aus Skandinavien

Der Finne gilt gemeinhin als zurückhaltend. Das lässt sich über den Toroidion 1MW aus der gleichnamigen Autoschmiede im Süden Finnlands nicht behaupten: Mit fabelhaften 400 km/h schicken die Nordeuropäer den derzeit schnellsten Elektroflitzer der Welt ins Rennen. Die Begründung für die Geschwindigkeitsexplosion versteckt sich bereits im Namen: 1MW steht für 1 Megawatt, also 1.000 kW oder 1.341 PS. Diese bringen das Hypercar innerhalb von 4,9 Sekunden auf 200 km/h, die Höchstgeschwindigkeit ist bereits nach elf Sekunden geknackt. Für den Antrieb zeigen sich gleich vier Motoren verantwortlich: Zwei an den Vorderrädern mit je 200 Kilowatt und zwei an den Hinterrändern mit je 300 Kilowatt Stärke.

Alles begann mit einem Film

Die Entwicklung des Toroidion beruht auf einer Vision von Unternehmensgründer Pasi Pennanen. Inspiriert durch den Film Le Mans mit Steve McQueen, begann sein Traum, selbst ein Auto zu bauen, mit dem man das traditionsträchtige Rennen gewinnen könne. Herausgekommen ist der Toroidion 1MW, der zunächst als Konzeptfahrzeug vorgestellt wurde. Dass der Supersportwagen aber auch abseits der Rennpiste brauchbar sein kann, zeigt seine alltagstaugliche Ausstattung mit 500-Liter-Kofferraum, GPS-System und höhenverstellbarem Fahrwerk. Auf Wunsch wird der 1MW mit Klimaanlage geliefert – dies kann jedoch dauern: Die Lieferzeit des Highspeedlers beträgt bis zu zwei Jahre.

Übrigens: Mit einer Reichweite von 500 Kilometern pro Ladung scheint die Zieleinfahrt in LeMans utopisch. Doch auch hier greift Pennanen tief in die Technik-Trickkiste und ermöglicht den Akkuaustausch – man mag es kaum glauben – aus dem Fahrercockpit.

Rimac Concept S: das PS-Monster aus Kroatien

Das E-Auto mit den meisten Pferdchen kommt aktuell aus Zagreb: Stolze 1.384 PS verstecken sich hinter dem Namen Rimac Concept S. Bereits 2013 stellte Firmengründer Mate Rimac den Vorgänger Concept One auf der IAA in Frankfurt vor. Zum Kaufpreis von 980.000 Dollar und einer Auflage von 88 Fahrzeugen ging der elektrisch betriebene Supersportler in Produktion und dient unter anderem dem Renndirektor der Formel E als Fahrzeug, um die Rennstrecke vor Startbeginn zu prüfen.

Für den Nachfolger Concept S, der 2016 auf dem Genfer Auto-Salon präsentiert wurde, packten die Kroaten noch einmal 300 Pferdestärken drauf und überbieten damit selbst den Toroidion um schlanke 24 PS. In der Beschleunigung muss er sich mit 5,3 von 0 auf 200 km/h dem finnischen Rivalen knapp geschlagen geben, auch bei der Höchst-geschwindigkeit hat er das Nachsehen. Diese ist bei 365 km/h elektronisch begrenzt – wer weiß, was hier ohne Beschränkung noch möglich wäre.

Vier Motoren für maximale Power

Die nötige Power kommt aus vier flüssig gekühlten Elektromotoren, die jeweils ein Rad antreiben. Radbeschleunigung- und Verzögerung werden in Abstimmung mit der jeweiligen Fahrsituation via Computersystem gesteuert. Optisch ist der Concept S ein absoluter Hingucker: reichlich Carbon, aerodynamische Form, obligatorischer Spoiler. Im Inneren darf sich der Fahrer an einem reichhaltigen Infotainment mit über 100 Sensoren zu Fahrzeug-Komponenten und allerlei Fahrwerkseinstellungen austoben.

Über den Preis des Supersportwagens gibt es keine genauen Informationen, das exklusive Käuferklientel dürfte darauf aber auch nicht allzu großen Wert legen.

Nio EP9: die chinesische Antwort auf den Tesla S P100D

Der futuristische Nio EP9 kommt von NextEV aus China und wird bereits als schnellstes Elektroauto der Welt gefeiert – das stimmt nur bedingt. Zunächst die nackten Zahlen: 1.360 PS aus insgesamt vier Elektromotoren, 313 km/h in der Spitze, in 7,1 Sekunden auf Tempo 200. Das ist gewaltig, kommt aber zumindest in puncto Höchstgeschwindigkeit und Beschleunigung nicht ganz an die Leistung von Toroidion und Rimac heran. Aber: anders als die Konkurrenz aus Finnland und Kroatien plant das chinesische Start-up NextEV die Serienproduktion ihres Supersportwagens und lässt in dieser Klasse den einstigen Primus von Tesla alt aussehen.

Kunst in zunächst limitierter Auflage

Firmenboss Li liebt die große Inszenierung. Den neuen EP3 präsentierte er in der Saatchi’s Gallery in London, einem Ort, an den sonst Gegenwartskunst ausgestellt wird. Als diese versteht Li sein Vehikel der Zukunft, das für stolze sechs Käufer (Stand Oktober 2016) bereits Gegenwart geworden ist. Gerüchten zufolge gehören diese zu den Gründern des Unternehmens.

Über den Preis des Superstromers ist bislang nichts bekannt, allerdings sollte dieser gut oberhalb der Produktionskosten von rund 1,2 Millionen Euro liegen. In Europa wird man den EP9 laut Insiderberichten vor 2020 nicht zu Gesicht bekommen – eine Ausnahme bildet der Nürburgring, wo er jüngst den Rundenrekord für Elektrofahrzeuge um 16 Sekunden unterbot.