Höhenflug im NIO EP9 – Für mehr G-Force auf der Rennstrecke

Wie ein chinesisches Start-up mit einem E-Auto neue Maßstäbe im internationalen Rennsport setzt.

08. August 2017
Höhenflug im NIO EP9 – Für mehr G-Force auf der Rennstrecke

Mit weit über tausend Pferdestärken hätte der NIO wahrscheinlich kein Problem abzuheben, doch genau das Gegenteil macht den neuen Hypersportwagen so brutal. Mit seiner Spezialformel einer perfekten Aerodynamik, die ultimative Downforce produziert, liegt das Geschoss extrem breit und flach auf der Straße. Die Kombination aus Allrad mit jeweils zwei Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse und optimalem Abtrieb, der durch den speziell angefertigten Unterboden generiert wird, ermöglicht eine unübertroffene Bodenhaftung und bringt die ganze Power von unglaublichen 1.480 Newtonmetern lückenlos auf den Asphalt.

1.360 PS und lauter Turbinensound. Der NIO EP9 ist zwar kein Düsenjet, doch hätte er Flügel, würde er abheben.

Schon die ersten Rennläufe zeigen, dass die Leistung hält, was sie verspricht: Während beim ersten Versuch mit 7:05:12 gleich der Rundenrekord für Elektrofahrzeuge auf der Nordschleife des Nürburgrings fiel, wurde kurz darauf auch der Rekord aller straßenzugelassenen Fahrzeuge pulverisiert. Die Fahrzeit spricht dabei Bände: Von ehemals 07:22,00 auf nun 06:45,90 Minuten in der „Grünen Hölle“ – im Motorsport sind das Welten. Da können auch vorherige Spitzenreiter wie der Porsche 918 Spyder oder Lamborghini Huracan Performante nicht mehr mithalten, sodass der NIO selbstbewusst den Titel als schnellstes Elektroauto für sich reklamiert. Bei Kräften von bis zu 3,3 G, dem mehr als dreifachen der Erdanziehung, macht der NIO zudem locker jeder Achterbahn Konkurrenz.

Auch optisch eine Wucht: Sein Design verspricht pure AngriffslustAuch optisch eine Wucht: Sein Design verspricht pure Angriffslust

Kein Auto für jedermann

Der Preis unterstreicht den Rekordanspruch: Fast 1,5 Millionen Dollar kostet das E-Monster. Bei bisher nur sechs produzierten Exemplaren ist der Flitzer jedoch ohnehin so gut wie nicht zu bekommen. An eine private Nutzung ist sowieso nicht zu denken, denn die Power generiert der NIO aus zwei in den Seiten verbauten Akkublöcken. Diese bringen jeweils über 600 Kilogramm auf die Waage und sind bei Volldampf bereits nach etwa 20 Kilometern leer, woraufhin sie ausgetauscht werden müssen. Praktisch, wenn einem dann ein professionelles Rennsportteam zur Verfügung steht, das den E-Rekordler ruckzuck wieder streckentauglich macht. Bei gemächlicher Fahrweise soll das Powergeschoss aber auch über 400 Kilometer Reichweite schaffen.

Im Cockpit sorgt ein durchdachter Minimalismus für ununterbrochenen Fokus bei brachialer Performance. Nur einige Modifizierungen lassen sich vom Fahrer direkt vornehmen. So lässt sich etwa die Leistung dreistufig zuschalten. Zudem können ABS und Traktionskontrolle persönlich angepasst werden. Im Grunde ist die Bedienung des Flitzers kinderleicht, während das Handling dann doch lieber den Profis überlassen werden sollte.

Auf der Rennstrecke ist der EP9 eine schier unbezwingbare Macht, wenn nicht so schnell das Akku leer wäre...Auf der Rennstrecke ist der EP9 eine schier unbezwingbare Macht, wenn nicht so schnell das Akku leer wäre…

An den Grenzen des Möglichen

Komplett „rennsport-unlike“ bringt es der NIO trotz etlicher Carbonelemente, besonders dank besagter Akkublöcke, auf massige 1.735 kg. Doch bei einem Megawatt Leistungsvermögen muss jede Pferdestärke nichtsdestotrotz nur rund 1,3 kg bewegen, sodass das E-Monster 7,2 Sekunden auf 200 und maximal auf 313 km/h rennt. So viel Power muss natürlich auch gebändigt werden, weshalb das Bremsmoment laut Hersteller gleich doppelt so stark ist wie bei üblichen Sportlern der GT3-Klasse.

Scheint der EP9 bereits an den Grenzen des Möglichen, will man bei NIO, einem chinesischen Hersteller, der sein Wunderkind in England fertigen lässt, auch weitere Verbesserungen nicht ausschließen. Das Start-up mit rund 2.000 Mitarbeitern und Forschungs- und Entwicklungszentren, die über den ganzen Globus verteilt sind, will auch in Zukunft vor allem im E-Rennsport ganz neue Maßstäbe schaffen und ist bereits erfolgreich in der Formel-E aktiv. Aber auch Alltagskonzepte, wie etwa autonomes Fahren, werden bei NIO entwickelt.

Doch nun genug der Worte. Sehen Sie selbst die brachiale Performance des NIO EP beim Rekordlauf auf dem Nürburgring aus der Cockpit-Perspektive:

Bild-/ Videomaterial: ©NIO