Umweltbilanz von Elektroautos

Auch Elektroautos sind nicht völlig emissionsfrei. Darum lohnt sich der Kauf trotzdem.

09. Juni 2017
Umweltbilanz von Elektroautos

Der Umwelt zur Liebe Elektroautos kaufen?

Unter dem Überbegriff der Long Tailpipe wird die Energiebilanz von Elektroautos zusammengefasst. Denn natürlich ist es nicht damit getan, den brandneuen Stromer an die Steckdose anzuschließen. Der Strom im Netz muss erzeugt werden, das Lithium in den Batterien muss aus der Erde extrahiert werden und seltene Erden, die ebenfalls in den Akkus und Motoren verbaut werden, kommen häufig aus Regionen, in denen Minenarbeiten unter schlechten Bedingungen stattfinden. Das Elektroauto wird, besonders von den Herstellern, als die Rettung unserer Umwelt gepriesen. Mobilität, ohne der Umwelt zu schaden, ist der Traum. So einfach ist es leider nicht: Seit einigen Jahren untersuchen Wissenschaftler die tatsächliche Wirtschaftlichkeit und die Umweltbilanzen gängiger Elektroautos.

Elektroautos für die Umwelt?

Der wichtigste Umweltfaktor, der die CO²-Bilanz von Elektroautos beeinflusst, ist die Erzeugung der notwendigen Energie. Schlechte Nachrichten für deutsche Elektroautofahrer: In unserem Land wird der Strom immer noch zu großen Teilen durch die Verbrennung fossiler Energieträger, also Kohle, Gas oder Öl, gewonnen. Besonders durch den schnellen Ausstieg aus der Atomenergie mussten einige der alten Kraftwerke wieder mehr Arbeit übernehmen. In den letzten Jahren ist der Anteil an erneuerbaren Energien zwar kontinuierlich gestiegen, trotzdem ist die Umweltbilanz eines Elektroautos hierzulande immer noch vergleichbar mit einem Benzinverbrauch von 5 Litern auf 100 Kilometern. Länder wie Island, die fast ihren kompletten Energiebedarf aus erneuerbaren Energieträgern gewinnen, bringen es auf einen Wert von 1,08 Litern auf 100 Kilometern. In dieser Rechnung, die außerdem immer wieder in der Kritik stand, ist der Energieaufwand für die Herstellung von Benzin allerdings nicht enthalten. Einen Vorteil haben Elektroautos aber auch in Deutschland: Mit dem emissionsfreien Antrieb wird die Belastung der Atmosphäre von der Innenstadt auf weniger dicht besiedelte Gebiete verlagert. Je mehr Menschen sich für den Umstieg auf ein Elektroauto entscheiden, desto sauberer wird die Stadtluft und desto gesünder ist das Atmen.

Umweltfreundliche Batterien dank Meerwasser?

Zwar haben Elektroautos je nach Strommix einen Umweltvorteil gegenüber der benzingetrieben Konkurrenz, in der Herstellung haben sie aber noch große Schwächen, die die Umweltbilanz verschlechtern: Normale Autos bestehen zu großen Teilen aus Stahl und Aluminium. Beides kommt in der Erdkruste in großen Mengen vor und befindet sich schon seit Jahrzehnten im Umlauf, aus dem bei Bedarf recycelt werden kann. Elektroautos hingegen benötigen einige exotische Materialien, die der Erde erst mühsam abgerungen werden müssen. Besonders das für die Akkus benötigte Lithium ist schwer zu extrahieren, aber auch hier gibt es Hoffnung: Weil Lithium aus bestimmten Salzen gewonnen wird, kann es bei der Entsalzung von Meerwasser als Nebenprodukt anfallen.

Umweltschädliche seltene Erden

Problematischer sind so genannte seltene Erden, die häufig als Magnete in den Motoren von Elektroautos zum Einsatz kommen. Klangvolle Namen wie Dysprosium oder Neodym machen sich zwar gut in Werbeprospekten, allerdings versuchen die meisten Hersteller, nach Möglichkeit auf die Verwendung dieser Materialien zu verzichten. Neben dem hohen Produktionsaufwand für diese Rohstoffe steht auch die Angst, sich von Lieferanten aus Fernost abhängig zu machen.

Elektroautos sind die mobile Zukunft

Auch wenn die vollmundigen Versprechen der Hersteller immer wieder von emissionsfreiem Fahren sprechen, ist die Sache am Ende doch nicht ganz so einfach. Elektroautos sind keine Wundermobile, die die Umwelt nicht belasten, auch wenn ihre Umweltbilanz immer noch besser aussieht als die konventioneller Autos. Trotzdem kann es sich lohnen, den momentan noch recht hohen Preis für einen Stromer zu bezahlen. Die Lebensqualität in vielen Städten leidet vor allem unter zwei Dingen: Abgasen und Lärm. Beides wird durch den Elektroantrieb auf dünn besiedelte Gebiete umgelegt. Und mit der fast beispiellosen Entwicklung der letzten Jahre ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis das Elektroauto endgültig zur Alternativlosigkeit wird. Neue Recyclingverfahren für Lithium und seltene Erden werden schon heute angewendet und immer mehr Strom wird aus Wind, Wasser und Geothermie erzeugt. Denn trotz aller Kinderkrankheiten: Die Zukunft ist elektrisch.