Elektroauto-Tuning – von unsinnig bis gefährlich

Auch Elektroautos können getunt werden. Allerdings sind die Verfahren noch unausgereift und stellen teilweise echte Gefahren dar.

09. Juni 2017
Elektroauto-Tuning – von unsinnig bis gefährlich

Immer mehr getunte Elektroautos sind auf öffentlichen Straßen unterwegs.

Autotuning ist spätestens seit den Fast and Furious-Filmen im Mainstream angekommen. Je breiter der Heckspoiler und je lauter die Stereoanlage, desto höher das Ansehen in der Tuningszene. Laute, modifizierte Motoren, absurd breite Reifen und Bemalungen, die sich qualitativ in dem breiten Spektrum zwischen Sixtinischer Kapelle und Kindergartenzeichnung bewegen, definieren die getunten Autos. Mit dem Aufstieg der Elektroautos wagen sich auch die ersten Tuner langsam aber sicher an die neue Materie. Aber besonders Motortuning hat bei Elektroautos nicht mehr viel mit öligen Werkstätten und Turboladern zu tun. Die Herausforderungen sind andere und wer nicht ganz genau bescheid weiß, begibt sich schnell in ernste Gefahr.

Macht Tuning Elektroautos besser?

Autotuning hatte noch nie etwas mit gesundem Menschenverstand zu tun. Seit jeher geht es eher darum, aufzufallen, gerne auch durch Opferung jeglichen Nutzwertes. Kofferräume werden mit Lautsprechern gefüllt, Lichter werden an Stellen montiert, die nie jemand zu Gesicht bekommt und natürlich werden selbst Kleinwagen mit Motoren ausgestattet, wie sie sonst nur in Supersportwagen zu finden sind. Das Ganze macht zwar Spaß und ist interessant anzusehen, allerdings kann es, besonders bei Elektroautos, schnell zum Problem werden: Wer eine Disco in sein Auto einbaut, verbraucht auch so viel Strom wie eine Disco. Hersteller von Elektroautos legen bei der Entwicklung ihrer Fahrzeuge besonderen Wert auf Energieeffizienz. Große Audioverstärker sind da ganz einfach fehl am Platze. Tuning macht für Elektroautos also nur sehr begrenzt Sinn. Rein äußerlich können sich Tuningteile lohnen, die die Aerodynamik verbessern. Schon kleine Optimierungen verbessern bei Autobahngeschwindigkeiten die Reichweite um mehrere Kilometer. Allerdings sind momentan noch kaum Anbauteile vorhanden. Diese müssen in aufwendigen Verfahren eigens hergestellt werden und sind dementsprechend teuer. Dafür geht die Montage relativ leicht von der Hand. Spoiler und Schweller werden normalerweise einfach mit Bolzen oder Schrauben an der Karosserie befestigt.

Elektroautotuning kann gefährlich sein

Ein wenig komplexer sind Teile, die das Fahrverhalten verändern. Besonders beliebt sind Leichtlaufreifen, die den Rollwiderstand des Fahrzeuges verringern und so für mehr Reichweite sorgen. Motortuning ist dagegen eine hochkomplexe Angelegenheit. Was früher von einem Mechaniker in einem Tag erledigt werden konnte, erfordert heute eher einen Computerspezialisten. Die meisten Elektroautos könnten weit schneller unterwegs sein, als die Bordcomputer erlauben. Das soll die Reichweite verbessern und dafür sorgen, dass die Akkus nicht nach wenigen Monaten ausgetauscht werden müssen. Trotzdem arbeiten Tuner schon längst daran, die Sicherheitsmaßnahmen der Elektroautos zu knacken. Die Spannungsbegrenzer lassen sich zwar umgehen, allerdings birgt diese Praxis einige Sicherheitsrisiken. Besonders, wenn das Kühlsystem für Akkus und Motoren nicht stark genug ist, um die gesteigerte Wärmeentwicklung zu kompensieren. Überhitzte Akkus sind ein Sicherheitsrisiko: Thermisches Durchgehen sorgt zum Beispiel bei Smartphones immer wieder für brennende Akkus. Für die meisten Benutzer stellt sich die Frage nach dem Sinn von Tuning für Elektroautos gar nicht, aber es wird trotzdem immer die wenigen Verrückten geben, die ihre Fahrzeuge um jeden Preis zu einem beeindruckenden Unikat umbauen werden.